Eines schönen Frühlingsmorgen beschloss der Kleine Krampus, dass es Zeit für seinen alljährlichen Frühjahrsputz war. Sein Mädchen rollte innerlich die Augen, da, dank des Putzfimmels des Kleinen Krampus, die Höhle sowieso immer blitz-blank sauber war. Sie war zwar selbst durchaus reinlich, doch an den Standard des Kleinen Krampus kam sie einfach nicht heran. Deshalb entschied sie, dass sie hier wohl überflüssig sei und machte sich auf den Weg zu einem kleinen Einkaufsbummel.
Der Kleine Krampus klopfte Teppiche, wusch mit viel Schaum und Schwung die Böden und polierte überhaupt jeden Gegenstand mit seinen Spezial-Reinigungsmittel: dem selbstgebrauten London-Dry Gin (von dem er auch immer wieder einen kleinen Schluck kostete) und für besonderes frischen Duft versprühte er ein wenig Apfel- und Zwetschken-Schnaps.
Plötzlich klopfte es und sein Freund, der Osterhase, stand in der Tür. Er war erschöpft von den Vorbereitungen für Ostern und wollte sich kurz ausruhen. Der Kleine Krampus ließ natürlich sofort alles stehen und liegen (außer der Flasche Gin und die 2 Schnapsflaschen) und ließ sich mit seinem Freund in der Sonne nieder. Die beiden hatten sich schon lange nicht mehr gesehen und genossen die Plauderei. Als es kühler und dunkel wurde, wollten sie ihr Gespräch in der Höhle fortsetzen. Doch da geschah das Unglück: durch den Apfelschnaps beschwingt, sauste der Osterhase ein wenig zu schnell um die Kurve und stolperte über den Besen und den Mob, die der Kleine Krampus stehen gelassen hatte, als er beim Putzen gestört worden war. Krachend landete er im Eimer, das Wasser spritzte und der Osterhase blieb wimmernd liegen.
Sofort war der Kleine Krampus neben ihm und stellte fachmännisch fest: beide Vorderpfoten gebrochen – und das so knapp vor Ostern!
Nachdem der Osterhase im nächsten Krankenhaus mit 2 Gipsverbänden versorgt worden war, machten sich die beiden etwas bedrückt auf den Nachhauseweg. Unterwegs sagte Der Osterhase zum Kleinen Krampus (den das schlechte Gewissen ordentlich drückte): „Ostern wird heuer ausfallen. Wie soll ich denn mit 2 gebrochenen Pfoten Eier bemalen oder sie am Ostersonntag verstecken?“ Da antwortete der Kleine Krampus rasch: „Ich helfe dir! Das schaffen wir schon!“
Allerdings wusste er da nicht so ganz, worauf er sich da einließ. Zum Beispiel sind Krampus Pfoten nicht gut dazu geeignet mit zarten Pinseln die Eier hübsch zu bemalen. Nachdem er aber zum wiederholten Male die Quaste seines Schwänzchens unabsichtlich in einen Farbtopf gehängt hatte, der hinter ihm stand, kam er auf die Idee kurzerhand die Eier mit seiner Quaste zu bemalen. Das Ergebnis war zwar nicht so elegant, wie die Kunstwerke des Osterhasen, aber zumindest brauchbar.
Das größere Problem war das Verstecken der Eier und Schokolade am Ostersonntag. Im Ausliefern von Geschenken kannte sich der Kleine Krampus zwar aus, aber Eier verstecken, ohne sie zu zerbrechen oder dabei gesehen zu werden, ist eine ganz andere Geschichte. Da er eindeutig nicht so schnell wie der Osterhase von Versteck zu Versteck durch die Gärten hoppeln konnte, brauchte er dringend eine Verkleidung, da die Wahrscheinlichkeit, dass er gesehen werden würde, doch recht hoch war. Also bastelte er (mit Hilfe der Hilfs-Osterhasen – sonst hätte auch das nicht funktioniert) flauschige Hasenohren, um seine kleinen Hörner zu verstecken (innen Teflon-beschichtet, weil die Hörner ja doch immer wieder unkontrollierbar zu glühen beginnen). Außerdem stellte der Osterhase fest, dass das Krampus-Fell viel zu struppig für einen flauschigen Hasen war. Deshalb versuchte der Kleine Krampus, unter Verwendung aller Haarpflege-Produkte seines Mädchens und mit vielen Bürstenstrichen sein Fell flauschiger zu machen. Leider sah er aber eher aus, als hätte er in die Steckdose gegriffen. Krampus Felle lassen sich einfach nicht flauschig bürsten, egal wie viel Conditioner man verwendet.
Gerade als er begann richtig zu verzweifeln, war auch schon der große Tag da. Gemeinsam mit den Hilfsosterhasen tat er wirklich sein Bestes alle Eier und Süßigkeiten rechtzeitig zu verteilen und zu verstecken. Manche Kinder wunderten sich über den einen oder anderen Schoko-Nikolo, den sie heuer im Garten fanden (im Stress brachte er halt doch einiges durcheinander), aber alles in allem konnte das Osterfest gerettet werden. Auch der Osterhase war sehr erleichtert (er wollte ja den Kleinen Krampus nicht vor dem Fest demoralisieren, aber so ganz hatte er nicht geglaubt, dass jemand anderes als er selbst diese schwierige und komplexe Mission leiten konnte). Deshalb wollte er den Kleinen Krampus als Kleinen Osterhasen gleich für das nächste Jahr wieder verpflichten. Dieser winkte jedoch müde ab…das Gehoppel mit den kleinen Hufen und der riesige Zeitdruck des Versteckens mit den unpraktischen Hasenohren über den Hörnern hatten ihn sehr erschöpft. „Mal sehen…“, dachte der Osterhase bei sich und nahm sich vor nach einer angemessen Ruhephase wiederzukommen.